Urlaub auf der Insel des Glücks
Einmal hängte ein schlauer Reisebürobesitzer ein Schild mit einem ganz besonderen Angebot ins Schaufenster seines Geschäftes:
Einmaliges Sonderangebot
Pauschalreise zur INSEL DES GLÜCKS zum Preis von 999,- Euro
Insel des Glücks? Wie bitte? Die Leute wunderten sich.
"Wo findet man heute noch Glück?", murmelt ein Grieskram.
"Stimmt", klagte eine Dame. "Glück ist so rar geworden."
Und sogleich hatte jeder etwas zu sagen und das es so etwas wie'Glück' heutzutage gar nicht mehr gäbe.
"Vielleicht findet man es auf der Insel?", meinte einer schließlich.
"Ein bisschen Glück wäre nicht schlecht", sagte ein anderer und buchte gleich zwei Plätze.
Und weil viele Leute ähnlich dachten, war die Reise zur Insel des Glücks rasch ausgebucht.
Der Geschäftsmann freute sich."Was für ein Glück mit dem Glück!", rief er und rieb sich die Hände.
Sechs Wochen später brachte ein alter Fischkutter die erste Reisegruppe zu dieser seltsamen Insel.
Neugierig standen die Reisenden starrten erstaunt zum Horizont. Auch ihre Herzen klopften. War diese 'Glücksinsel' eine Zauberinsel?
"Unsinn", murmelte einer und wandte sich um.""Mal sehen was uns dort erwartet!"
"Vorsicht! Vorsicht!", warnte ein anderer, und alle nickten ihm zustimmend zu.
Mürrisch starrten die Reisenden zu der felsigen, mit Wiesen, Heide und Kiefer bewachsenen Insel. Nur der ältere stand bei den Kindern an der Relingund lächelte.
"Hier sieht es aus wie auf den Bildern in meinem Pippi-Langstrumpf-Buch", freute sich ein Mädchen und fasste den älteren Herrn an der Hand."Ob man hier auch so schön spielen kann?"
"Bestimmt."
"Au fein""Ich freu mich so.""Ich auch."
Begeistert stürmten die Kinder an Land, und bevor ihre Eltern etwas sagen konnten, waren sie bereits in alle Richtungen verschwunden.
Währendessden nahmen die Erwachsenen die Insel genauer in Augenschein, und sie erschraken. Sie sahen nämöich nur alte Fischerkaten, Bauernhöfe, einen Gemischtwarenladen und Hunde, Katzen, Hühner, Ziegen und Schafe. Hotels, Gasthäuser, Imbissbuden, Eisdielen, Souvenirläden und Tankstellen aber entdeckten sie keine. Nur ein paar Hütten hatte man für die Gäste hergerichtet und mit Heidekraut hübsch geschmückt.
"Na ja", meinte einer schließlich."Irgendwie werden wir die Zeit schon überstehen."
"Haha", lachte ein anderer bitter auf."Klar! Bei unserem ' Glück'!"
Aber seltsam, die Zeit raste nur so vorbei. Zehn Urlaubstage ohne Auto, Strom, Telefon, Fernseher.
Computer und Radiowecker, ohne Hektik, Stress, Ärger, Streit, Hass, Neid- aber mit viel Zeit zum Ausruhen und Reden, zum Zuhören, Beobachten, Spielen, Lachen, Staunen und Entdecken, ja und auch zum Vergessen mancher Sorgen und Probleme. Die Menschen waren sehr beschäftigt, dass sie ganzvergaßen, das 'Glück' auf dieser seltsamen Insel zu suchen. Oder hatten sie es bereits gefunden?